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Ubuntu 16.04 LTS – Spy-Ware abstellen

Last updated on 30. April 2018

Die neue Langzeit-Version von Ubuntu-Desktop ist seit 21. April 2016 verfügbar. Leider scheint die Firma Canonical aus Südafrika „im Jahr 3 nach Snowden“ wieder ein paar böse Überwachungsfunktionen eingebaut zu haben. Offiziell kann man diese zwar ausschalten oder löschen, aber bei einem Vertrauensverlust in eine Open-Source-Software stellt sich natürlich sofort die Frage, wer das Ganze überhaupt überwacht und sicherstellt, dass das, was im ISO-Installationsimage von Ubuntu drin sein sollte, auch das ist was wirklich darin enthalten ist.

Falls jemand zu Code-Reviews oder sonstigen Sicherheitsaktivitäten bei Canonical oder generell auf dem Open-Source-Gebiet Informationen hat, freue ich mich über einen Kommentar.

Hier die offiziellen Angaben zum Ausschalten der sogenannten „Einkaufs-Linsen“ und dem Wechsel der voreingestellten Suchmaschine.

Nicht die schwäbischen Linsen, sondern die optischen sind hier gemeint und die sind auch nicht aus Glas sondern aus Bits und Bytes. Canonical schickt alle im Computer getätigten Eingaben zu Amazon (unity-lens-shopping) und sonstigen Diensten (wer auch immer), die dann ihrerseits Kaufvorschläge direkt im Ubuntu-Fenster machen oder die Daten nach ihren jeweiligen Bedürfnissen auswerten, weitergeben …

siehe auch hier: https://wiki.ubuntuusers.de/Unity/Unity_Lenses/

Amazon in Ubuntu LTS 16.04 loswerden (zumindest augenscheinlich)

Will man alle online Suchergebnisse bei der lokalen Suche auf dem Computer abschalten (in der sogenannten „Dash“) dann über:

>Systemeinstellungen>>Sicherheit & Datenschutz >>Suche>>“Bei der Suche im Dash: Auch Online-Suchergebnisse  verarbeiten“ auf „OFF“

Online-Suche Ubuntu
Suche im Dash – online Suche (und Datenweitergabe an wen auch immer)

Findet man es gut, dass bei der Suche in der „Dash“ z.B. auch Ergebnisse von Wikipedia aufgelistet werden, dann muss man den generellen Schalter auf „ON“ lassen und einzelne „Suchlinsen“ ausschalten. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Im Terminal

thomas@ubuntu: ~$ gsettings set com.canonical.Unity.Lenses disabled-scopes „[‚more_suggestions-amazon.scope‘, ‚more_suggestions-u1ms.scope‘, ‚more_suggestions-populartracks.scope‘, ‚music-musicstore.scope‘, ‚more_suggestions-ebay.scope‘, ‚more_suggestions-ubuntushop.scope‘, ‚more_suggestions-skimlinks.scope‘]“

Hier kann man dann entsprechend der eigenen Bedürfnisse entscheiden, welche Dienste man ausschaltet.

2. In den Einstellungen der „Dash“ direkt

>in die Dash klicken>>dann am unteren Ende auf das Zirkelsymbol>>jetzt in der Zeile „Dash-Erweiterungen“ nochmals auf das Zirkelsymbol

Nach einem weiteren Klick auf Anwendungen – unten links – kann man hier einzelne, „giftige“ Linsen abschalten, links oben das lila Symbol für die „Dash“:

Dash-Einstellungen
Einzelne „Dash-Such-Linsen“ in den Einstellungen der Dash ausschalten

Amazon deaktivieren

Amazon ausschalten - Ubuntu
Amazon in der Dash-Suche ausschalten

Hiermit werden keine Amazon-Ergebnisse mehr angezeigt, aber inwieweit trotzdem Daten an Amazon geschickt werden ist nicht nachvollziehbar.

Amazon als Programm loswerden

Nachdem man die obigen Schritte geschafft hat, steht immer noch in der „Startleiste“ am linken Bildschirmrand das Amazon-Programm-Symbol. Dieses lässt sich leicht aus der „Startleiste“ entfernen, indem man mit einem Rechtsklick darauf klickt und „Aus Starter entfernen“ wählt. Damit ist das Programm aber nicht vom Rechner, sondern nur aus der „Startleiste“ verschwunden. In der „Startleiste“ gibt es noch den „Koffer mit dem Zirkel“ – der „Ubuntu-Software-Manager“. Mit dem Softwaremanager kann man sich zwar alle installierten Programme anzeigen lassen und auch verwalten, aber es gibt keine Möglichkeit das Amazon-Programm zu deinstallieren.

Dies erinnert doch sehr an die Schadsoftware „ask-toolbar“ oder an die Penetranz von „McAfee“, die Manchen schon zur schieren Verzweiflung gebracht haben, weil man sie einmal eingefangen, kaum noch los wird.

Das ganze Problem liegt daran, dass das Amazon-Programm in die „unity-webapps-common“ eingebacken, integriert ist. Man kann auf der Anwenderebene also nur „das Kind mit dem Bade ausschütten“. Ein simpler aber sehr hinterhältiger Trick. Dennoch kann man Teile davon – Linux sei Dank  – mit dem Terminal loswerden:

Terminal:
thomas@ubuntu: ~$ sudo rm -rf /usr/share/applications/ubuntu-amazon-default.desktop

Das Kommando bedeutet ungefähr:  Super-User (sudo) mit Veränderungsrechten entferne (rm) im Verzeichnis „applications“ die Datei „ubuntu-amazon-default.desktop.

Hier ein Blick in das „Applications-Verzeichnis, was sonst noch alles unter „unity“ vorhanden ist:

unity ubuntu
Unity-Programme Ubuntu

Google-Ubuntu Startbildschirm bei Firefox

Generell sollte man – als mündiger und aufgeklärter Bürger –, aufgrund der gigantischen Übermacht von Google, auf Google-Dienste soweit als möglich verzichten. Die Daten der Welt in den Händen von wenigen Geheimdiensten und auf den Servern von 5 gigantischen amerikanischen Firmen, versprechen nicht gerade eine faire Wirtschaft für alle und eine friedliche Zukunft. Aus Mangel an freien internationalen Suchmaschinenalternativen sollte man wenigstens den Kleinen auch eine Chance geben, auch wenn die Ergebnisse nicht immer mit denen von Google mithalten können >>DuckDuckGo<<
Die sehr guten Suchergebnisse von Google, sprechen paradoxerweise gegen Google selbst, da sie nur aufgrund einer extremen allumfassenden Datenausbeute und Datensammlung zustande kommen können. Ein Dilemma.

Die Voreinstellungen für Firefox bezüglich der Suchmaschine findet man in den Einstellungen:

>>Bearbeiten>>Einstellungen>>Suche

Braucht man doch einmal Google so kann man in der Suchleiste neben der Lupe immer noch Google auswählen.

Canonical und Google

Ich habe noch nicht herausbekommen, was Canonical für einen Vertrag mit Google hat, damit es seinen Startbildschirm – siehe das Titelbild – mit Google verbindet. Es ist, um auf das Zitat am Anfang zurückzukommen, „im Jahr 3 nach Snowden“ auf alle Fälle keine gutes Zeichen.

Seit Snowden wissen wir, dass aufgrund der amerikanischen Gesetze „Google=NSA“  bedeutet, da die Server der NSA direkt mit denen von Google verbunden sind. Und das hat wenig mit Terrorismus zu tun sondern zu 99% mit Macht und wirtschaftlichen Interessen. Sie entscheiden, leisten Sie jeden Tag ihren kleinen Beitrag zur Machtakkumulation, oder wollen Sie auch in Zukunft eine vielfältige vielleicht ein wenig gerechtere Welt.

Als ein inkonsequentes Paradoxon und als lebendiges Zeichen dafür, in was für Abhängigkeiten wir derzeit sind – schöne neue Welt – finden Sie hier den Link zu meinem Google+ Profil:

Autor: Thomas Hezel

 

6 Kommentare

  1. pip pip

    In Ubuntu 16.04 sind diese Funktionen per default bereits abgestellt….

    „Ubuntu 16.04 LTS will no longer search online sources in the Dash by default“

    Ausserdem ist und war dieses Thema nichts als heisse Luft….:

    „They never did gather data or spy. The Amazon scope could be disabled at any moment and even uninstalled.“

  2. Generell habe ich nichts dagegen, wenn sich ‚Freie Projekte‘ mit solchen Links einen Sponsor besorgen. Wenn es vernünftige Funktionen sind, habe ich ja auch einen gewissen Mehrwert. Wenn dann diese Funktionen (bei Bedarf) reibungslos de-installiert oder de-aktiviert werden können, ich also die Wahl habe, unterstütze ich sogar gerne freiwillig diese Projekte. Aber genau das ist Ubuntu nicht!
    Es ist kein ‚Freies Projekt‘ das auf jeden Penny angewiesen ist. Es wird kommerziell betrieben. Es hat seinen Mäzen. Und deswegen ärgert es mich umsomehr, wenn Ubuntu mich zwingen will, diesen ‚Service‘ zu nutzen! Ich also keine Wahl habe…
    Schade nur, dass diese Art des Sponsorings durch Ubuntu so diskreditiert wird!
    Nur mal so…

  3. Thomas Heinrich Thomas Heinrich

    Hi, Danke Thomas, finde die Informationen extrem hilfreich.
    Hab mich kurz ein wenig erschrocken weil dein code mit „thomas“ beginnt und ich auch Thomas heiße und noch nicht wusste dass du Thomas heißt ich mir grad nen neuen Benutzer auf meinem Laptop angelegt habe wo ich uMatrix (eine ähnliches Firefox Addon wie NoScript) noch nicht installiert habe und dass dann gleich gemacht habe weil ich gleich angst hatte das deine Webseite meinen Benutzernamen ausgelesen hat xD
    Https everywhere dann auch noch dazu und ich hab meine Standartsicherheit wiederhergestellt.
    Von SemperVideo gibt es zu uMatrix auch Anleitungsvideos auf Patreon und Youtube

    @PIP ich habe auch Ubuntu 16.04 es stimmt zwar dass die online-suche per default ausgeschaltet ist, Amazon scheint aber trotzdem als Logo im Dash auf, und ich habe bis eben keine Möglichkeit gefunden dieses zu entfernen

    • Hallo Thomas, das Logo habe ich auch nicht wegbekommen. Aber es stört mich auch nicht, solange es deaktiviert ist.

  4. Skiffman Skiffman

    Danke für die Hilfe. Endlich ist dieses nervige Amazon weg. Ich entscheide gerne selber, wer sich auf meinem PC aufhalten darf.

  5. bodo65 bodo65

    Da scheint sich aber mit ubuntu 18.04 noch nicht viel geändert zu haben:

    Habe gerade 18.04 installiert und dann in Firefox mit dem Firefox meine bookmarks synchronisiert. Normalerweise ist das ein Prozess von Sekunden, aber diesmal hat die Festplatte gerödelt wie wahnsinning. Erst als ich Amazon von Ubuntu deinstalliert habe hat das Rödeln plötzlich aufgehört. Ein endeutiges Indiz in meinen Augen, dass für Amazon alle bookmarks „mitgeschrieben“ wurden während sie in Firefox synchronisiert wurden.

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